Die Tatsache, das ich dieses Kapitel an den Anfang der Serie setze, hat mit meiner eigenen Erfahrung zu tun. Ich war geschockt, überrascht, fasziniert und vieles mehr als mir klar wurde, das die schwedische Gesellschaft der Deutschen nicht so ähnlich ist, wie ich das anfangs angenommen hatte.
Als ich 2003 von Deutschland mit einem One-Way-Ticket auswanderte, wußte ich fast nichts über Schweden. Ich wußte, das die Wurzeln der Familie meiner Mutter in Göteburg liegen. Meine Motivation auszuwandern war, die Wurzeln meiner Familie kennenzulernen, dieses fehlende Puzzelteil in meinem Leben zu verstehen.
Ich hatte als erstes ein Ziel, meine Wurzel kennenzulernen, aber auch die Sprache so nah wie möglich an Muttersprachenniveau zu lernen und die Kultur zu verstehen.
Was ich nicht hatte: Ich hatte keine Vorschußlorbeeren gegenüber Schweden, konnte nur wenig Schwedisch, hatte keinen konkreten Plan wo und wie ich leben werde. Aber ich war open mindet, habe alles auf mich zu kommen lassen, Probleme wurden gelöst wenn sie aufkamen. Würde ich es wieder so machen? wahrscheinlich ja.
Die Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden
Nicht so offen wie in Deutschland
Feste werden in der Regel in der Familie gefeiert. Wenn man da nicht dazu gehört, wird man auch nicht eingeladen. Freunde sind in der Regel aus Schule, Studium und vom Arbeitsplatz. Weitere Möglichkeiten jemanden kennenzulernen sind Vereine. Für Familien mit Kindern ist es ähnlich wie in Deutschland, das durch Kita, Schule Bekanntschaften und eventuell Freundschaften entstehen.
Traditionen
Kultur und Feste haben einen festen Platz bei allen Schweden. Zu bestimmten Anlässen ist es sogar Pflicht die schwedische Flagge zu hissen.
Kommunikation
Es wird ein bischen mehr um den heißen Brei geredet. Direkte Kritik zB findet man selten. Die Gespräche sind mir weniger aggressiv als in Deutschland vorgekommen. Auch beim Zeitung lesen sollte man lernen zwischen den Zeilen zu lesen.
Es wird mehr über Gefühle gesprochen. Fragen wie zB “wie hat sich das für dich angefühlt” oder ähnliche, kannte ich von Deutschland her nicht.
Sprache
Im ganzen Land ist schwedisch die offizielle Sprache. Wer nicht schwedisch spricht kann aber damit rechnen, das mehr als 90% English sprechen.
Krank werden
Wenn man eine Untersuchung oder ein Rezept braucht, weil man zB Diabeter ist, geht man zu einem “Ärztehaus” das in der Gegend zuständig ist. Wer zu Anfang noch keine schwedische Personennummer hat, kann auch nicht das staatliche Krankensystem in Anspruch nehmen. Entweder sofort nach Ankunft um eine schwedische Personennummer kümmern oder in Deutschland eine internationale Krankenversicherung für den Übergang abschließen.
Für akute Beschwerden geht man ins Krankenhaus.
Geld
Es gibt kaum noch Möglichkeiten mit Bargeld zu bezahlen. Also eine Debit oder Kreditkarte wird benötigt. Es ist empfehlenswert, so schnell wie möglich ein schwedisches Konto einzurichten. Hierfür benötigt man eine Meldeadresse in Schweden und eine Personennummer.
Hunde
Wer mit Hund einreist benötigt dafür einen EU Haustierpass mit den entsprechenden Impfungen (wird ein eigener Beitrag). Hunde müssen beim ..Jordbruksverkets centrala hundregister“ angemeldet werden. Es entstehen keine Kosten für das Besitzen eines Hundes. Hundesteuer ist vor vielen Jahren abgeschafft worden.
Alkohol
Die Regeln für den Kauf von Alkohol wurden in den letzten Jahren etwas gelockert. Getränke mit geringem Alkoholanteil werden inzwischen auch in Supermärkten verkauft. Getränke mit hohem Alkoholanteil und hochwertige alkoholische Getränke wie Biowein findet man nur in den staatlichen Verkaufsstellen, Läden mit dem Namen “Systembolaget”.
Schule
Eine der großen Unterschiede ist, das alle Kinder bis zum 14. Lebensjahr eine allgemeine Grundschule besuchen. Ab 15 beginnt das Gymnasium, das 3 Jahre dauert. Das Gymnasium wird nach Fachrichtung, Berufswunsch gewählt. Das Gymnasium ist für einen Großteil der Ausbildungen der Weg ist um eine erste Ausbildung zu machen und das Abitur zu erlangen. Jedes Gymnasium stellt seinen Schülern kostenlos einen Laptop zur Verfügung. Diesen kann man entweder nach Ende der Schulzeit zurückgeben oder für wenig Geld übernehmen (50-100€).
Da in Schweden Schulen ganztags sind, wird kostenlos Mittagessen angeboten.
Behörden
Mir ist keine Behörde bekannt, die keinen Online Service anbietet.